Die aufregendsten Neubauprojekte von Berlin
In Berlin wird gebaut. Und nicht nur ein bisschen, sondern richtig viel – und das in rasantem Tempo. Freiflächen verschwinden, Altes wird abgerissen und neu erschaffen. In den nächsten Jahren wird das Stadtbild sich grundlegend verändern und mit ihm die DNA der Hauptstadt. In dieser Serie möchten wir euch verteilt über die nächsten Wochen einen Eindruck vom Wandel und einen Überblick über die spannendsten Neubauprojekte von Berlin verschaffen.
Neubauprojekte – Bauboom in Berlin
Berlin, das Land der tausenden Baustellen – diesen Ruf hat sich die Metropole nicht erst während des Baubooms der letzten Jahre erarbeitet. Anders als Städte wie München, dessen städtebaulicher Fokus zumindest im Zentrum auf der Konservierung des Status quo zu liegen scheint, wird in Berlin nicht nur an den Stadträndern ein Großbauprojekt nach dem nächsten angekündigt. Das liegt zum einen daran, dass es in Berlin, anders als in anderen vom Krieg unversehrten deutschen Großstädten, verhältnismäßig viele und große Freiflächen gibt. Ein anderer Faktor ist die wachsende Beliebtheit Berlins als Unternehmensstandort. Im Vergleich zu anderen europäischen Hauptstädten wie Paris oder London sind die Immobilien- und Lebenshaltungskosten niedrig. Punkten kann die stark im Wachstum begriffene Stadt außerdem mit ihrem Ruf von Freiheit und Kreativität. Ausgerechnet diesen Eigenschaften könnte die neue Beliebtheit der Hauptstadt zum Verhängnis werden.
Warum der Immobilien-Hype noch nicht zu Ende ist
Gebaut werden in Berlin aber nicht nur Hotels oder Firmenzentralen. Berlin mangelt es an bezahlbarem Wohnraum. Der Bauboom – 2019 wurden rund 16700 Wohnungen gebaut – kann mit der Wachstumsrate nicht Schritt halten. Anders als in München, Hamburg oder Bremen, wo sich bei den Themen Bauboom und Immobilienpreise eine Trendwende ankündigt oder schon vollzogen hat, wird dieser Umschwung in Berlin wahrscheinlich noch mehrere Jahre auf sich warten lassen. Auch wenn die Anzahl der Baugenehmigungen und der fertiggestellten Wohnungen in den letzten beiden Jahren rückläufig war, ist dies vor allem auf mit der Pandemie zusammenhängende Faktoren zurückzuführen. Die grundsätzlichen Wachstumsargumente jedoch bleiben. In welchem Ausmaß der Krieg in der Ukraine die Bauwirtschaft beeinträchtigen wird, ist nocht nicht gänzlich abzusehen. Fest steht: Für viele Großprojekte ist der Grundstein längst gelegt.
Ständig im Wandel – die spannendsten Neubauprojekte von Berlin
Was oder wie Berlin ist, wird immer wieder von Autoren, Musikern und Politikern versucht, in Worte zu fassen. Ein Merkmal ist offensichtlich: Berlin ist in mehrerlei Hinsicht ständig im Wandel begriffen. Gesellschaftliche Veränderungen und Trends scheinen hier ihren Anfang zu nehmen oder sich zumindest etwas schneller zu vollziehen als im Rest Deutschlands. Berlin ist nur in einem Punkt konstant: seiner Inkonstanz. Der Wandel lässt sich auch in der Architektur nachvollziehen. Fassaden sehen heute so und morgen anders aus, Häuser werden abgerissen, nur um im Eiltempo neu aufgebaut zu werden. Das sich verändernde Gesicht Berlins trifft nicht überall auf Begeisterung. Aber was macht der Verlust von Freiflächen wie beispielsweise der entlang des Spreeufers in Berlin-Friedrichshain mit seinen Bewohnern? Und welche neuen Baudenkmäler werden Berlins neues Gesicht prägen? Das sind die spannendsten Neubauprojekte Berlins.
Am Tacheles
Die Oranienburger Straße 54 war ein legendärer Ort. Das imposante Gebäude Anfang des 20. Jahrhunderts errichtete Gebäude war ein seltenes Beispiel, wie man moderne Architektur mit gotischen Elementen vereinen kann. Auch aufgrund seines monumentalen Aussehens und seiner Wucht bekam der Stil des Entwurfs des Architekten Franz Ahrens eine eigene Kategorie zugeordnet: Zyklopenstil. Anfangs ein Einkaufszentrum wurde es später von den Nazis als SS-Zentrale benutzt. Nach der Wende und langem Leerstand wurde es von Künstlern besetzt und in einen Spielplatz für Kreative und Partygänger verwandelt. Es entstanden Ateliers, ein Kino, eine Bar – und alles in allem ein über und über mit Graffiti bedeckter Ort für Freiheitsliebende, Hedonisten und Künstler aus aller Welt. 2012 wurde das Tacheles geräumt und schließlich abgerissen.
Nach langer Anlaufzeit ist der Bau des Projekts Am Tacheles derzeit im vollen Gange. 2023 soll auf dem Gelände des ehemaligen Tacheles ein riesiger Gebäudekomplex bestehend aus sieben Häusern entstehen. Für die Gestaltung zeigt sich das renomierte Schweizer Architektenbüro Herzog & de Meuron verantwortlich. Anstelle des ehemaligen Künstler-Eldorados treten Büroräume, Geschäfte, Restaurants und Wohnungen. Und wie teuer ist es, dort zu wohnen? Durchschnittlich 15000 Euro pro Quadratmeter sollen zukünftige Eigentümer auf den Tischen legen müssen. Dafür bekommen sie eine der besten Lagen Berlins und das Vergnügen, wahrscheinlich in einem der neuen architektonischen Highlights Berlins residieren zu dürfen. Ob die Aussicht vom Dach für jedermann zugänglich ist? Wir bezweifeln es. Und sind doch gespannt durch das neue Areal zu schlendern.
Quellen: tagesspiegel.de, focus.de, tip-berlin.de, berlinpoche.de, berliner-woche.de, residential.jll.de,