Geschirr im Handmade-Look – alberner Billigtrend?
Jahrelang galt das feinste Porzellan als der Heilige Gral im Geschirr-Universum, je perfekter, desto besser. Damit ist jetzt Schluss: Mit einem Mal ist nicht mehr das Perfekte, sondern das Grobe, Imperfekte gefragt. Grob getöpferte Schüsseln oder gepunktete Dellenbecher machen Rosenthal und Co. den Markt streitig. Wie kann das sein?
Warum Geschirr im Handmade-Look so beliebt ist
Offenbar leben wir in einer Zeit, in der das Launische, Verrückte, das aus der Reihe tanzende wichtiger ist als die saubere Strenge technischen Perfektionsstrebens. Ein Zwinkern in Porzellanform ist zumindest dieser Tage mehr wert als die Eleganz der Uniformität. Auf das Filigrane kommt es dabei ebenso wenig an wie auf das Material. Noch vor kurzem wäre es als Frevel empfunden worden Porzellan durch Steinzeug zu ersetzen. Wer sich derzeit in den Home-Sektionen von H&M, Zara oder Depot umguckt, stößt schnell Geschirrsets in Steingut.
Sind es die wiederkehrenden Looks der 70-er, die sich auch im Esszimmer bemerkbar machen? Oder ist es dem DIY-Trend geschuldet, der den individuellen Laienhaft-Selbstgemacht-Look zur ästhetischen Normalität hat werden lassen? Vielleicht ist es auch eine Abrechnung mit der biederen, klassistischen Antiquiertheit, die feinstem Porzellan anhaftet. Wir mutmaßen eine bunte Mischung an Gründen und heißen sie offenen Arms willkommen. Denn so findet abseits großer Serienproduktionen das wirklich kreative Moment der Porzellankunst jenseits reiner Technik wieder Einlass in die Designs.
Die schönsten Geschirr-Sets im Handmade-Look
Das Geschirr bestimmt den Ton, der in der Küche und vor allem am Esstische herrscht. Weil es beim Essen nahbar und unkompliziert zugehen sollte, um sich ganz und gar aufs Essen und die Gesellschaft konzentrieren zu können, befürworten wir die neue „Geschirrfreiheit“ uneingeschränkt. Das sind unsere Lieblingsstücke.
LRNCE
Wunderbar in diese launische, verspielte Zeit passen die Keramik-Designs von LRNCE. Das eher kleine Label mit Sitz in Marrakesch spielt mit Form und Farbe wie das Kind mit der Kreide. Und genau so sehen die ulkigen, gute Laune verbreitenden Vasen, Teller, Becher und Schalen aus. Picasso wäre stolz gewesen. Die Zeichnung könnten die eines Kindes sein, das aus Langeweile in der Kita den Pappteller vollkritzelt. Wir lieben es.
Depot
Für feines Essen empfehlen wir Teller, die sich trotz ihrer Individualität zurückhaltend zeigen und der Speisenpräsentation den Vorrang lassen. Ein besonders schönes Exemplar findest du in dem schlichten „Speiseteller Sprenkel“ bei Depot. Das Beste: Sie kosten nur 7,99 Euro das Stück.
Lónja
Wer Dali und den Sommer liebt, findet bei Lónja Teller, die ans Meer und Schalen die an die Wüste erinnern. Mit diesem Geschirr sind Urlaube in Spanien oder Portugal nur eine Erinnerung entfernt. Eine „Terrazzo-Collection“ gibt es auch. Ab in den Süden.
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