Was können Möbel aus Papier?
Papier ist unbegrenzt verfügbar, Konstruktionen daraus meist hoch belastbar und nach Ablauf ihrer Zeit unkompliziert dem Wertstoffkreislauf zuzuführen. Klar, dass mittlerweile auch Möbel aus Papier und Inneneinbauten aus dem leistungsfähigen und wandelbaren Werkstoff entstehen. Aktuelle Beispiele zeigt die Ausstellung „Pappculture“ des Deutschen Werkbundes Sachsen in Dresden.
Und: Die Ausstellung der Papiermöbel wird ergänzt durch Bildmaterial früher experimenteller Arbeiten aus den 70er Jahren. Neben Raumzellen aus Wellkarton für die Olympiade in München zeigen die Organisatoren Versuche und Bauten, deren Kernpunkte modulares Bauen, Vorfertigung und neue Werkstoffe waren.
Nur wenige Begriffe haben in den letzten Jahren einen so dramatischen Wertewandel erlebt wie „Abfall“. Früher hat man Gegenstände, die keine Verwendung mehr fanden, einfach weggeschmissen. Heute sollten sie, das haftet ihnen wie ein Qualitätsmerkmal an, zumindest recycelbar sein. Nicht alles, aber zumindest sehr vieles aus unserem Alltag ist längst in diesem Sinn wiederverwertbar geworden. Und so wundert es nicht, dass nun auch recycelbare Möbel angeboten werden. Zum Beispiel der Parupu, ein Stuhl aus Zellstoff, der sich wie Papier anfühlt und wie Plastik verhält und den das Designbüro Claesson Koivisto Rune für das schwedische Unternehmen Södra entwickelt hat.
Möbel aus Papier – Stühle, Sofas und mehr
Vorgestellt wurde der Stuhl, der für Kinder gedacht ist, jetzt auf der Mailänder Möbelmesse. Trotz seiner papierähnlichen Anmutung ist er haltbar und wasserbeständig. Man könne den Stuhl sogar mit in den Garten nehmen, verspricht der Hersteller. Zudem sei der Parupu stapelfähig, bunt und damit „für Spaß und Spiel bestens geeignet“, erklärte eine Södra-Sprecherin.
Das Geheimnis des Stuhls ist eine neue biologisch abbaubare, recyclingfähige Kombination aus Zellstoff, Maisstärke und Rohrzucker namens DuraPulp. Bereits ab einer Stärke von wenigen Millimetern könne DuraPulp das Gewicht eines Menschen tragen, behauptet Södra. Ziel sei es von Anfang an gewesen, ein Möbelstück zu gestalten, das sich wie Papier anfühlt, zugleich aber eine Haltbarkeit aufweist, wie sie normalerweise mit Materialien wie Stahl, Holz oder Hartplastik verbunden wird.
Der Parupu, der nach dem japanischen Wort für Zellstoff benannt ist, das erste DuraPulp-Erzeugnis, aber dieses Material eigne sich darüber hinaus für jede Art von modellierten Möbelstücken für Haus und Garten sowie für zahlreiche weitere Produkte, hofft Södra. DuraPulp sei zum Beispiel für die Herstellung von Qualitätsverpackungen und Beschilderungen ideal und ließe sich in gewöhnlichen Papiermaschinen problemlos verarbeiten. Die Schweden hoffen nun, „dass der Stuhl das Interesse unserer bestehenden Kunden wecken und sie zu Ideen anspornen wird, und dass auch neue Kundengruppen und Märkte darauf aufmerksam werden“.