Kinder lieben ein spielzeugfreies Kinderzimmer

Spielzeugfreies Kinderzimmer Vorschau

In der Zeit des stetigen Konsums brauchen Kinder auf nichts mehr verzichten. Es gibt Spielzeug in so vielen Varianten, dass selbst Eltern hier den Überblick verlieren. Dabei wird es immer schwieriger, aus der Flut der Plastikwelten auszuwählen, mit denen Kindern kreativ spielen können. Und Kinder wissen dagegen nicht, mit welchem Spielzeug sie zuerst spielen sollen. Da vielen Eltern diese Reizüberflutung missfällt, haben sie sich für ein spielzeugfreies Kinderzimmer entschieden. 

Was ist ein spielzeugfreies Kinderzimmer?

Ein spielzeugfreies Kinderzimmer ist kein leerer Raum, in dem das Kind mit sich allein gelassen wird. Vielmehr ist es eine gut durchdachte Erziehungsmethode. Die Idee des spielzeugfreien Kinderzimmers folgt dem Minimalismus-Trend, wonach weniger Besitztümer das Leben bereichern statt deren Qualität zu schmälern.

Allerdings erziehen die wenigsten Eltern tatsächlich vollständig spielzeugfrei, sondern entscheiden sich für einen spielzeugreduzierten Mittelweg. Denn es geht nicht darum, dem Kind etwas vorzuenthalten. Wichtiger ist es, ein Bewusstsein für Details zu entwickeln, es zu erforschen und sich darauf einzulassen.

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Die Erziehungsidee hinter dem spielzeugfreien Kinderzimmer

Spielzeugfrei zu erziehen ist stark an minimalistische Gedanken angelehnt. Oft haben die Eltern diese Ideale bereits in ihrem eigenen Alltag integriert und möchten ihre Kinder nun ebenfalls mit diesem Konzept in Berührung bringen. Studien belegen, dass sich Kinder, die ständig von übermäßigen Reizen überflutet werden, nicht vollkommen auf ein Spiel einlassen. Denn Kinder, die von viel Spielzeug umgeben sind, überprüfen in sehr kurzen Abständen, ob ein anderes Spielzeug mehr Spielspaß bringen könnte. So haben sie keine Zeit, sich mit nur einem Spielzeug über einen längeren Zeitraum zu beschäftigen.

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Hat ein Kind dagegen eine überschaubare Menge entsteht ein Raum, in dem das Kind beginnt ein Spielzeug wirklich zu studieren. Es testet seine Verwendungsmöglichkeiten aus und sucht kreative Spielmöglichkeiten. Langeweile spielt dabei eine unterschätzte Rolle. Denn nur durch Langeweile sind die Kinder angeregt, über den Tellerrand hinauszuschauen und kreativ zu werden.

 

Auch in einem spielzeugfreien Kinderzimmer kann man spielen

In kinderfreien Kinderzimmern legen Eltern Wert auf „gutes“ Spielzeug. das zu Kreativität anregt. Spielzeug, von dem sich Kinder passiv beschallen lassen, sucht man hier vergeblich. Stattdessen dürfen Bausteine, Tierfiguren, jegliches Bastelmaterial und Malutensilien nicht fehlen. An Sprossen, auf Wobble Boards und Klettergerüsten wie dem von Kidwood wird geklettert und getobt. Und für das Räuberspiel wird das Gerüst zur Räuberhöhle.

Bei der Wahl der gekauften Gegenstände setze dabei auf Qualität statt Quantität. Ein Spielzeug darf teurer sein, wenn es dafür im Umkehrschluss fair produziert und noch wichtiger multipel einsetzbar ist. Dieser Anspruch hat natürlich seinen Preis, weshalb viele Familien Weihnachten oder Geburtstagsfeste nutzen, um diese Geschenke von der gesamten Familie schenken zu lassen. Ein zweiter kleiner Nebeneffekt: Das Kind wird zu Feiertagen nicht mit vielen kleinen Geschenken überhäuft.

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Was mache ich mit dem bereits angehäuften Spielzeug?

Auch ein spielzeugfreies Kinderzimmer ist nicht vor den lieben Verwandten geschützt. Bei jedem Besuch wird etwas mitgebracht und der Wunsch nach weniger Konsum trifft auf Unverständnis. Der Wunsch der lieben Verwandtschaft und die eigenen Werte müssen sich jedoch nicht ausschließen.

Nutze dafür einfach diesen Trick

Teile das komplette Spielzeug der Kinder zunächst auf zwei oder mehr Kisten auf. In einer Kiste landen beispielsweise die Puzzle, die Hälfte der Bücher und die Bausteine. In die anderen Kiste lege dann alle Spielfiguren, das Puppenzubehör und die Eisenbahn. Nun wandert der Inhalt der einen Kiste zurück in die Regale und Schränke. Alle übrigen Kisten werden stattdessen im Keller oder auf dem Dachboden verstaut.

Nun kannst du das Spielzeug in regelmäßigen Abständen austauschen. So besitzt dein Kind zwar noch alle Geschenke der Verwandten, hat jedoch nicht zeitgleich auf alles Zugriff. Wann du die Kisten wechselst, hängt vom Alter des Kindes und davon ab, wie gut es sich an die neue Situation gewöhnt. Wechsle die Kisten zunächst jede Woche und vergrößere den Abstand Stück für Stück auf ein paar Wochen.

Natürlich musst du nicht das komplette Spielzeug in die Kisten verteilen. Hat dein Kind ein Lieblingsspielzeug oder ein Lieblingskuscheltier, darf das natürlich auch dauerhafter Gast im Kinderzimmer bleiben. Denn es geht bei der Methode nicht darum, militant eine pädagogische Maßnahme durchzusetzen, sondern dem Kind die Möglichkeit zur kreativen Entfaltung zu bieten. Wie genau das aussieht, entscheidet jede Familie vollkommen frei.

Die Alternative: Spielzeugfreie Zeit

Für Eltern, die selbst mit viel Spielzeug groß geworden sind, ist die Vorstellung einer spielzeugfreien Erziehung anfangs fremd. Wer sich nicht vollständig mit diesem Gedanken anfreunden kann, kann alternativ eine spielzeugfreie Zeit einrichten. Auch hier kannst du die Häufigkeit und Dauer individuell festlegen. Wichtig ist eine gute Vorbereitung und ein Fahrplan, sodass die Kinder in die neue Idee mit einbezogen werden können ohne das Gefühl zu bekommen, dass ihnen etwas weggenommen wird.

Die Planung der spielzeugfreien Zeit

Auch eine spielzeugfreie Zeit sollte gut geplant sein. Denn du kannst das Spielzeug nicht von einem Tag auf den anderen aus dem Zimmer nehmen. Überlege dir daher eine schöne Geschichte, was mit den Spielsachen passiert. In Kitas schreiben die Spielsachen häufig einen Brief und wünschen sich, auf Reisen zu gehen. Diese Geschichte ist vor allem für kleine Kinder sehr gut geeignet. Wenn die Spielsachen dann noch aus dem Urlaub eine Postkarte schicken, ist die Freude groß. Für die spielzeugfreie Zeit überlege dir auch im Vorfeld, ob wirklich alle Spielsachen auf Reisen gehen oder du nur einen Teil in den Keller bringst. Bedenke bei deiner Planung auch, Alternativen wie ausreichend Papier und Kartons zum Basteln und Bauen bereit zu haben und mehr Ausflüge in die Natur einzuplanen. Hier können sich die Kinder dann mit Naturmaterialien versorgen, die sie zuhause zum Spielen verwenden können.

Genau so langsam wie die Spielsachen verschwinden, sollten sie auch wieder ins Kinderzimmer einziehen. Denn holst du alles aus dem Keller, kann das schnell überfordern. Und auch wenn dein Kind sich nach der Phase erst wieder ausschließlich mit den Spielsachen beschäftigt, die auf Reisen waren, wirst du erleben, wie sich ein Gleichgewicht einpendelt – und dein Kind um einige Erfahrungen reicher ist.

Das Kind auf die spielzeugfreie Zeit vorbereiten

Für dein Kind ist eine spielzeugfreie Zeit anfangs fremd und aufregend bis hin zu anstrengend und angsteinflößend. Denn es warten viele Phasen der Langeweile. In diesen Phasen wächst dein Kind über sich hinaus. Und es entwickelt neue kreative Ideen, sich selbst zu beschäftigen. Doch das geht nicht von heute auf morgen und braucht viel Toleranz und Ausdauer von allen Beteiligten.

Wichtig ist, dass du die spielzeugfreie Phase langsam beginnst und dein Kind mit einbindest. Schicke anfangs nur die Spielsachen auf Reisen, die deinem Kind wenig bedeuten und lasse ihm die, die ihm besonders wichtig sind. Wir empfehlen dir, Plüschtiere und geliebte Puppen bei deinem Kind zu lassen. Denn häufig ist den Eltern nicht bewusst, wie sehr das kleine Herz an diesen Dingen hängt.

Mit was sich dein Kind alternativ beschäftigen kann

Eigentlich ist der Begriff „spielzeugfrei“ irreführend, denn für Kinder kann jeder Gegenstand ein Spielzeug sein. Biete ihm also statt der von der Industrie vorgefertigten Spielsachen Alltagsgegenstände zum Spielen an. Sehr gut geeignet ist Bau- und Bastelmaterial aus der Natur oder dem Haushalt wie Äste, Papier, Toilettenrollen, Kartons von der letzten Bestellung, Saftkartons, Eierkartons. Denn daraus lassen sich tolle Projekte zaubern. Dein Kind wird anfangs vor allem Langeweile verspüren, die es in seinem Alltag vielleicht bisher nur selten erlebt hat. Das kann zu Frust führen, den es erst lernen muss auszuhalten. Begleite dein Kind ohne es zu unterhalten. Denn nur so wird es lernen sich andere Beschäftigungsmöglichkeiten zu suchen. Gib deinem Kind und auch dem Rest der Familie Zeit, diese neue Situation kennenzulernen. Denn wenn sich alle daran gewöhnt haben, gibt es für kreative Spiele keine Grenzen mehr.



LETZTES UPDATE: 13.Januar 2021 von