Wanddeko – Das Dilemma kahler Wände
Wanddeko ist leicht? Mitnichten! Es ist ein schmaler Grat zwischen der anonymen Kälte einer kahlen Wand und der Reizüberflutung von mit Bildern tapezierten Wänden. Welche Wanddeko passt zu welchem Stil? Welche Wirkung soll die Wanddekoration erzielen? Wir verraten, wann weniger wirklich mehr ist und wann es Zeit ist, etwas Farbe ins Spiel zu bringen.
Kahle Wände – cool oder kühl?
Wer seine Wohnung minimalistisch einrichtet, setzt auf die Wirkung geometrischer Konstellationen. Dieses Zusammenspiel aus Formen und Linien kann nur vor einem Hintergrund zur Geltung kommen, dessen Klarheit und Übersicht ihnen zur Geltung verhilft. Kahle Wände können also durchaus ein probates Mittel sein, Stilvorstellungen zu verwirklichen. Wer den stilistischen Minimalismus mit dem Mantra „weniger ist mehr“ verwechselt, läuft allerdings Gefahr, mit kahlen Wänden für eine kühle, strenge und anonyme Raumatmosphäre zu sorgen.
Wer seine Wohnung minimalistisch oder im Industrial Style eingerichtet hat, sollte bei der Wanddeko entweder auf Wandbeete, große Stehlampen oder einzelne, großflächige Gemälde setzen.
Die grüne Wanddeko – Wandbeete
Wandbeete und Zimmerpflanzen als Wanddeko bieten sich nicht überall an, da sie zum einen in den Raum hineinragen und zum anderen inmitten von nahe zusammenstehenden Mobiliars gedrungen aussehen. Wer Wandbeete einsetzt, braucht einen großen Raum und wenige größere, prägnante Möbel. Vor vielen, kleinen Möbel wirken Wandbeete überladend. Sie bevormunden den Raum und lenken den Fokus weg vom Raumgeschehnis. Steht vor einer langen weißen Wand eine einzelne große, graue Couch, kann ein Wandbeet im Breitvormat, die puristische Strenge in interessante, wohnliche Klarheit übersetzen. Dabei dient die Geometrie des Wandbeets der Couch als Gegenspieler, der ihre Form referenziert und die Couchwand in ihrer Gesamtheit wie ein einziges Gemälde wirken lässt.
Zimmerpflanzen – groß und freistehend
Ähnlich verhält es sich mit Zimmerpflanzen. Lieber eine einzige große gewachsene Zimmerpalme als mit kleinen Töpfchen und Vasen bestückte Fensterbretter oder Anrichten. Stelle die Zimmerpflanze nicht zu nah an deine Möbel. Sie steht in erster Linie für sich, ist ein eigenständiger Bestandteil deines Mobiliars, das vor der kahlen Wand zur Wirkung kommt. Erst mit Abstand offenbaren sich ein Zusammenhang und ein gewinnender Gesamteindruck.
Auch Stehlampen können Wanddeko sein
Wer Angst vor Kälte kahler Wände hat, neigt zur Überkompensation. Ein Vielerlei an hängenden Dekogegenständen, Statuen oder das Aufstellen von Regalen sind die Folge. Auf den Wunsch nach Persönlichkeit und Intimität reagieren wir allzu oft mit dem Prinzip „Vollstellen“. Dabei sitzen wir einem Irrtum auf. Ein Gedränge an Dekogegenständen mit persönlichem Bezug schafft noch lange keine Gemütlichkeit oder Intimität. Im Gegenteil: Das Allerlei schafft ein Hintergrundrauschen, das von unserer Person ablenkt, selbst dann, wenn die Deko einen persönlichen Bezug hat.
Intimität ist nicht zuletzt eine Sache der Beleuchtung. Wer seine Vorstellungen von Form und Farbe und sich selbst im Raum gekonnt in Szene setzt, schafft einen Fokus auf Wesentliches, das dem Ureigenen näher kommt als das zwölfte Urlaubsmitbringsel, das auf einem Wandbrett Parade steht. Große Art-Deko Stehlampen mit Arm neigen sich stilecht über kahle Wandflächen, werfen klare Schatten und rahmen Couchen und Sessel dynamisch ein.
Bilder – was bei der Wanddeko Nummer eins zu beachten ist
Ob Boho-Chic, Skandi-Stil oder Minimalismus: Ein Zuviel an Bildern zerstört jedes noch so schöne Mobiliar. Nicht jeder Stil verträgt jedes Bild. Auch hier gilt: Gehe nicht mit Fotocollagen oder Bildergalerien gegen die Kahlheit der Wände an. Impressionistische Motive, Photos oder Poster verweisen in erster Linie auf sich selbst. Sie sind inhaltlich explizit und lenken vom Raumgeschehen ab.
Hast du beispielsweise auf einen vorwiegend minimalistischen Einrichtungsstil gesetzt, kannst du ihn mit großflächigen Gemälden abstrakter Geometrie oder kubistischen Gemälden fortsetzen, ohne die Wirkung des Arrangements der Möbel zu unterbrechen oder gefährden. Allerdings könnte eine durch und durch geometrische Herangehensweise gestelzt oder aufgesetzt wirken. Dann darf es auch mal ungeordnet werden, zum Beispiel mit Drucken im Stile von Karl Otto Götz.
Den Putz verändern
Es geht auch ganz ohne Bilder. Wer den entsprechenden Hintergrund mit Tiefeneffekt für Couch, Schreibtisch oder Bett schaffen will, hat die Möglichkeit, mit Veränderungen im Putz den perfekten, das Mobiliar komplementierenden Hintergrund zu schaffen. Ob durch Abklopfen des Putzes von Backsteinmauern, Veränderung der Maserung des Putzes durch zusätzliche, gespachtelte Schichten oder eines schlichten hellgrauen Rechtecks innerhalb der kahlen Wand – mit etwas künstlerischem und handwerklichem Geschick erreichst du die perfekte Kombination aus Wand und Möbel.