Wie die Krise unsere Einrichtungsgewohnheiten verändert hat

Wie die Krise unsere Einrichtungsgewohnheiten verändert hat

Als sich Corona Anfang 2020 in Deutschland breitmachte, wusste noch keiner, was genau auf uns zukommen würde. Seit nunmehr zwei Jahren hat uns die Epidemie mal mehr, mal weniger fest im Griff. Sie verunsicherte stark und so stark die Verunsicherung war, so sehr unterschieden sich teils auch die Wege mit ihr umzugehen. Fest steht, dass sie unseren Alltag, das Gemeinschaftsgefühl und das politische Klima nachhaltig geprägt hat. Die veränderte Lebenssituation rief allerdings auch Reaktionen und Lösungen für eine veränderte Lebenssituation hervor, die sich erst als Trends und dann als überdauernde Phänomene herauskristallisierten.

 

Corona & Interior – das hat sich geändert

Jede große Krise markiert eine Zäsur, einen Umbruch der sich im Nachhinein vor allem an den Neuheiten ablesen und nachvollziehen lässt, die die notwenige Anpassung hervorbrachte. Waren Masken im Alltag gerade im europäischen Raum ein ungewohntes und seltsames Bild, ist es mittlerweile nur schwer vorstellbar, dass sie jemals wieder gänzlich verschwinden werden. Auch die Fahrradrevolution wird sich wohl kaum rückabwickeln. Aber nicht nur im öffentlichen Raum, sondern auch in den viel frequentierten eigenen vier Wänden hat sich einiges geändert: Wir erleben unseren Wohnraum anders. Daraus ergeben sich neue Wohngewohnheiten, aber auch neue Gestaltungstrends. Die Inneneinrichtung gewann insgesamt an Bedeutung. Einige Designs und Stile erfuhren Zuwachs, andere verschwanden in der Versenkung.

Wie die Krise unsere Einrichtungsgewohnheiten verändert hat

Aufräumen wie im Wahn

Die Einrichtungswelt hat sich durch Corona grundlegend geändert. Das verdankt sie nicht zuletzt den Lockdowns. Das Leben verlagerte sich aus dem Öffentlichen ins Private. Plötzlich verbrachten wir viel mehr Zeit zu Hause. Wie unsere Wohnung oder das Haus aussah, war plötzlich keine Nebensächlichkeit mehr. Wer nicht arbeiten konnte oder stressbedingt nach Ablenkung suchte, fand sein Heil in Verschönerungsaktionen. Das Entrümpeln und Aufräumen, Ordnen und Sortieren bot uns in Zeiten voller Anspannung und Unsicherheit Übersicht und konnte den Verlust unserer Kontrollillusion im besten Fall etwas abschwächen. Wir räumten auf, als ginge es um unser Leben. Vielleicht rührt daher ein Teil des Erfolgs von Marie Kondo, deren Show wir dankbar auf Netflix goutierten. In jedem Fall gewannen die Themen Lebensfreundlichkeit und Aussehen an Aufmerksamkeit – und die Wohnung war so sauber und ordentlich wie lange nicht.

Wie die Krise unsere Einrichtungsgewohnheiten verändert hat

Neue Raumprioritäten

Mit dem Verweilen zu Hause änderten sich auch die Raumprioritäten. Genügend Platz für das Kinderspiel war mit einem mal keine nette Dreingabe mehr, sondern etwas Essentielles, für die Kinder, wie für die Eltern. Mit der Weisung so viel wie möglich von zu Hause zu erledigen, erfuhr das Arbeitszimmer ein unverhofftes Comeback, das aller Voraussicht nach bleiben wird. Selbst der Sport zog von den geschlossenen Fitnessstudios in die eigenen vier Wände um. Fitnessräume und Hometrainer zu Hause sind seit Corona wahrlich kein seltener Anblick mehr und haben bei vielen einen festen Platz in der Aufteilung des Wohnraums erhalten.

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Die Wiederentdeckung des Selbermachens

Mit der Krise kam auch die Lust am Selbermachen zurück. Galt es in den 2000-er Jahren beinahe als verpönt etwas selbst zu erledigen, wo eine Service-Leistung in Anspruch genommen werden konnte, schraubten, dübelten, bohrten, häkelten und nähten wir mit einem Mal, was das Zeug hält. Steckt dahinter ein verkappter Wunsch nach mehr Autonomie bzw. Autarkie? Sichtbar war in jedem Fall der Trend zu DIY-Projekten. Unsere Prognose: Diese Entwicklung wird anhalten.

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Urban Jungle

Auch eine Frucht der veränderten Lebenssituation ist unsere neugefundene Leidenschaft für Botanik. Und das nicht nur in den Vorgärten: Indoor- und Balkonbeete zieren wieder in Scharen die Eigenheime, Dächer ergrünten und selbst der kleine Fleck rund um den Stadtbaum am Straßenrand wird nunmehr für weitere pflanzliche Gestaltung genutzt. Unsere Wohnungen wurden insgesamt lebendiger – wir haben das Deko-Potential der Natur für uns entdeckt. Genährt wird das fleißige Begrünen auch vom DIY-Trend. Tomaten, Salate und Gewürze im selbst zusammen geschusterten Hochbeet eigens anpflanzen gab uns den Kick, zumindest auf 30×60 Zentimetern Fläche alles in der Hand zu haben.

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Die Küche wird das neue Wohnzimmer

Mit Freunden im Restaurant essen, war ein rares Vergnügen. Immer häufiger empfingen wir Gäste zu Hause, um gemeinsam zu kochen oder ein Glas Rotwein zusammen zu trinken. Im Mittelpunkt stand dabei häufig weniger das Wohnzimmer, sondern die Küche. Hier haben in den letzten zwei Jahren die meisten Erinnerungen an wohltuend gesellige Zeiten gesammelt. Das schlug sich auf in der Einrichtung nieder. Für die Küche war nichts zu schön oder zu gemütlich.

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Stiländerung

War vor der Corona-Krise ein kühler, geltungsheischender Minimalismus oder das Modern Office auf dem Vormarsch, gab es während der Corona-Krise die Rolle rückwärts. Lebensnahe, praktische und vor allem gemütlichere Stile wie Skandi waren die Gewinner. Ruhige Farben und Pastelltöne zierten unsere Wände und sogar Wandvorhänge wurden in mancher Wohnung wiederentdeckt. Mit Corona ging auch ein sich änderndes Umweltbewusstsein einher bzw. wurde von Corona verstärkt und beschleunigt. Nachhaltigere Materialien wie Papier und Holz erhielten gegenüber Kunststoffen den Vorzug.

Wie die Krise unsere Einrichtungsgewohnheiten verändert hat

 

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Quelle und weiterführende Links: orf.at



LETZTES UPDATE: 28.Januar 2022 von
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