Farbpsychologie – Was deine Wandfarbe über dich verrät
Farbpsychologie (übrigens auch die der Formwahrnehmung) ist eines der heißesten Eisen im Architekturbusiness. Lange Zeit wurden Farben in Einrichtung und Architektur hauptsächlich symbolisch eingesetzt und kulturell tradiert. Im Laufe des Siegeszugs des Individualismus im letzten Jahrhundert war die Farbwahl, so schien es zumindest, vor allem eine Frage des Geschmacks. „Gefällt mir, nehme ich“ war das Credo der Stunde. Aber warum gefällt uns, was uns gefällt und sollte die Farbwahl immer eine Frage des Geschmacks sein? Hier sind unsere Antworten.
Farbpsychologie – wie wir wissen, wissen wir nichts
Eine Information vorab: In welcher Farbe du deine Wohnzimmerwand streichst, lässt keinen Rückschluss auf deine Persönlichkeit zu. Gäste, die eine rote Wand sehen und glauben zu denken, sie wüssten, wer du bist oder wie du „tickst“, liegen falsch. Nur weil du eine rote Wand hast, bist du nicht die Liebende, besonders Aggressive oder ein Fan von Stierkämpfen. Alles, was ich im Folgenden schreibe, ist also mit Vorsicht zu genießen.
Die Wahl der Wandfarbe, sofern sie deiner Entscheidung entsprungen ist, ist derart komplex und von Kontexten geprägt, die nicht nur nicht sichtbar, sondern auch dir unbewusst sind, sodass jegliche Versuche, deine Wahl mit konkreten Persönlichkeitseigenschaften in Verbindung zu bringen, scheitern muss. Selbst wenn du glaubst, die Gründe zu kennen, weißt du eigentlich trotzdem nicht, warum deine Wahl genau so und nicht anders ausfiel.
Was die Wahl der Wandfarbe dennoch so interessant macht
Das heißt dennoch nicht, dass die Wahl deiner Wandfarbe überhaupt keine Aussagekraft hat. Lohnenswert ist zum Beispiel ein Blick auf dein bewusstes Motiv, diese Farbe einer anderen gegenüber zu bevorzugen. Deine Wahl (also der Teil deiner Entscheidung, den du bewusst wahrnimmst) hat Aussagekraft, dir selbst und dem großen Anderen gegenüber. Allerdings ist es nicht die Farbe selbst, die etwas über dich verrät, sondern die Symbolik deiner Aussage, die du mit ihrer Wahl triffst (und natürlich auch, dass du überhaupt eine Farbe wählst).
Jedoch reicht es auch hierfür nicht, nur die Farbe vor sich zu haben. Zuerst müsste man wissen, welche Assoziationen Farben in dir hervorrufen und welche Eigenschaften du ihnen zuschreibst. Erst dann könnten wir ansatzweise verstehen, was du mit der Farbe ausdrückst. Manche sind universell kodiert und evolutionspsychologisch erklärbar. Gerade deshalb empfiehlt es sich bei manchen Anlässen, die Farbwahl nicht nur dem Geschmack zu überlassen. Die Farbpsychologie hilft uns zum Beispiel für bestimmte öffentliche Gebäude wie Krankenhäuser die Farben zu wählen, die bei den meisten Leuten einen gewünschten Effekt erzielt. Dennoch unterscheidet sich unsere Einschätzung von Farbbedeutungen oft erheblich und die der Farbe im Allgemeinen zugeschriebene Wirkung muss sich noch lange nicht mit der Aussage decken, die du mit deiner Farbwahl tätigst.
Was deine Farbwahl über dich ausssagt
Vielmehr offenbart die Wandfarbe einen Blick auf deine Wünsche. Ich möchte mich mit Farbe X umgeben, weil sie Y für mich bedeutet. Du willst dir also etwas zuführen. Was auch immer es ist, es muss etwas sein, das du magst, dir wünschst oder dir fehlt. Dass uns etwas Bestimmtes gefällt, hat immer einen Grund. Den genauen Grund zu eruieren, ist oft unmöglich – was nicht heißt, das der Versuch nicht lohnenswert ist. Über reine Farbpsychologie geht das jedoch weit hinaus. Allein, dass du gestalterisch tätig wirst, um in dir oder bei anderen eine Wirkung zu erzeugen, lässt allerdings eine gewisse Selbstwirksamkeit erahnen. Wer Farbe hat, hat Kraft.
Mehr über die Wirkung von Farben erfährst du hier.