Meins, meins, meins – so lebt die geizigste Frau der Welt
„Geiz ist geil“ war einer der eingängigen Werbesprüche, die uns kollektiv im Gedächtnis hängen geblieben sind. Wie nahe dieses Statement der Wahrheit kommen kann, wussten die Schöpfer des Slogans wahrscheinlich selbst nicht. Wie lebt der, dem ein einzelner Cent wichtiger ist als jedwede Annehmlichkeit? Diese Frauen haben die Kleinlichkeit zum Way of Life erkoren – und leben dementsprechend. Wir haben nachgeforscht. So lebt die geizigste Frau der Welt.
Milliardärin ohne Büro
Als geizigste Frau gilt auch über ihren Tod hinaus Hetty Green, die dritte in unserer Serie „so lebt“. Die amerikanische Investorin und wahrscheinlich erste weibliche Wall Street Grande war gegen Ende ihres Lebens Milliardärin und eine der reichsten Frauen der Welt. Trotz ihres unvorstellbaren Reichtums war sie eine notorische Pfennigfuchserin. Ihre Bankgeschäfte tätigte sie nicht etwa aus einem schicken Wall-Street-Büro. Hetty Green nutzte dazu ein öffentliches Kundencenter in einer Bank – und das, obwohl sie die Eigentümerin der Bank war. Sie lebte die meiste Zeit auch nicht in einem extravaganten New Yorker Townhouse wie die meisten ihrer Zeitgenossen. Diesem Leben würde sie schnell überdrüssig, gab sie zu Protokoll.
Quelle: youtube.de/wissenwert
Geizigste Frau – kleines Apartment statt Central Park Penthouse
Ihr Geld verdiente sie neben anderen geschickten Investments zum Beispiel mit Zinseszinsen. Grundsteuer vermied sie durch Apartmentwechsel. Sie wechselte dabei nicht etwa innerhalb der Upper-Eastside das Penthouse, sondern tauschte eine kleine Wohnung in Brooklyn gegen die nächste. Und das obwohl sie so reich war, dass sogar die Stadt New York bei ihr Geld lieh. Gerüchtehalber ging sie sogar so weit, nur kalte Gerichte zu essen, um Energiekosten zu sparen. Die Krone des Geizes gebührt trotz ihrer Wohltätigkeit Hetty Green. Horrende Knauserigkeit angesichts enormen Reichtums sich und anderen gegenüber machen sie zur geizigsten Frau der Welt. Ihre Wohnsituation machte da keine Ausnahme, obwohl sie einige Zeit im Hotel lebte: Alles stand im Zeichen des Bewahrens, Sammelns und Nicht-Hergebens.
Zu geizig für Klopapier – so lebt die vielleicht geizigste Frau der Gegenwart
Den Rang streitig machen könnte ihr bestenfalls diese Frau aus der Reality-TV-Sendung „Extreme Cheapskates“, die ironischerweise ebenfalls in New York City lebt. Die Wohnung von Kate Hashimoto, einer gutverdienenden Wirtschaftsprüferin, ist voller Möbel aus dem Sperrmüll. Das Gästebett besteht aus einem Klappbett mit Metallgestell und sie selbst schläft auf dem Boden – auf ausrangierten Yogamatten. Einen Gasherd gibt es schon, allerdings keinen Gasanschluss, um ihn auch nutzen zu können. Selbst eine Klopapierhalterung wäre bei Frau Hashimoto eigentlich überflüssig. Als Klopapier dienen ihr gebrauchte Papiertücher aus öffentlichen WCs. Sie erklärte, dass sie einmal sogar länger als nötig in einer Beziehung blieb, weil sie kostenlose Dinge abstauben konnte. Das ging jedoch sogar ihr irgendwann zu weit.
Ob die Episode dokumentarischen Ansprüchen gerecht wird, wissen wir nicht. Deshalb bleibt für Frau Hashimoto nur Rang zwei. Ähnlich wie bei Hetty Green ist jedoch auch an diesem Fall zu sehen, dass alles sich der überzogenen Sparsamkeit unterzuordnen hat. Zulasten ihrer Mitmenschen und sich selbst. Der Geiz scheint wie eine Art Droge zu sein. Nicht nur Ausschweifung macht süchtig, sondern offenbar auch das Gegenteil. Geiz ist tatsächlich geil.
Quelle: youtube.de/wissenwert
Was ist eigentlich Geiz?
„Geiz ist geil“ – Eine Todsünde als Lustgewinn? Was provokant oder unsozial klingt, wird in den Augen vieler dennoch als unproblematisch angesehen. Das liegt vor allem an der Bedeutungsüberlappung mit dem, wofür wir deutschen stehen wie keine zweite Nation, dem Sparen. Aus historischem Kontext durchaus nachvollziehbar, galt dingliche Zurückhaltung als erwünscht und Sparsamkeit wurde mit gutem Wirtschaften gleichgesetzt. Wo aber hört Sparsamkeit auf und fängt der Geiz an? Wenn das nichts investieren, einbehalten, vorenthalten oder nicht abgeben wollen anderen oder sich selbst schadet? Eine schwierige Frage. Fest steht zumindest: Minimalismus in der Einrichtung hat damit nichts zu tun. Wenn du achtsam lebst oder einfache Formen und klare Linien bevorzugst, macht dich das noch lange nicht zum Geizkragen.
Quellen: wikipedia.org, youtube.com, thelist.com